Warum soll ich neugierig sein? Weil du es kannst!
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Inhalt dieses Artikels:
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Sag das nochmal!
Das ist ja irre!
Na, bist du neugierig geworden?
Eigentlich braucht es so wenig um unsere Neugier zu wecken.
Wir sind neugierig seit wir auf der Welt sind. Wir wollen Dinge anfassen und begreifen, wir wollen wissen was dahintersteht. Und unsere Neugier wächst, je mehr wir ihr nachgehen. Hinter jeder Türe ist noch eine Türe und noch eine.
Genauso ging es mir bei einem Mittagessen mit Sarah Jansen. Sie hat mich mit ein paar Aussagen wie z.B.
„Ein Leben ohne Elektronikentwicklung ist wie eins ohne Katzen: Möglich, aber dann doch langweilig.“
so neugierig gemacht, dass ich sie spontan zu meinem Podcast eingeladen habe.
Vor zwei Jahren habe ich Sarah Jansen bei einem Vortrag der DigitalMediaWoman in Karlsruhe getroffen: sie hielt einen Vortrag über Datenkraken, Datenschutz und den Goldrausch des 21. Jahrhunderts. Sarah ist mit ihrem Unternehmen Cyberkombinat23 als „Erfinderin“ bzw. Elektrotechnikerin selbstständig und arbeitet nach eigener Aussage für Unternehmen, die bereit sind, sie zu bezahlen.
Neugierde ist Zusammenhänge verstehen wollen
Mit Sarah habe ich mich über ihre Neugier unterhalten. Sie hat mir erzählt, dass sie fasziniert ist von Zusammenhängen. Sowohl im technischen als auch im politischen. Und hier ist auch der Punkt, der meine Neugierde wiederum geweckt hat. Als ich Sarahs Büroräume besucht habe, habe ich mich gefühlt wie in Daniel Düsentriebs Erfinderwerkstatt. Nur das Helferlein hat gefehlt, diese kleine Glühbirne, die immer im Schlepptau von Daniel Düsentrieb umherspringt. Ein Chaos an Geräten, Platinen, Drähten und „halbfertigen“ Geräten. Lauter Dinge, die angefüllt sind mit Gedanken, Vorstellungen und Verbindungen.
Schon als Kind wollte sie verstehen, wie Dinge funktionieren und scheute auch riskante Kletteraktionen auf Regale nicht, um an das Tonbandgerät der Eltern heran zu kommen. Ganz ehrlich: ich war auch von den Spulen mit Band, von denen wie durch Zauberhand Töne kamen fasziniert. Bis heute sagt Sarah, kann sie keine Fernbedienung einfach liegen lassen. Sie muss ins Batteriefach schauen und sehen, wie es gemacht ist. Natürlich hat sie schon Unmengen von Batterieverbindungen gesehen, aber dennoch: es ist wie ein Zwang. Vielleicht finde ich doch etwas, was mich überrascht.
Neugierig auf Menschen und Beziehungen
Für mich als Frau der Farben und der Gestaltung ist Programmierung ein faszinierendes Mysterium. Eine andere Sprache, eine andere Welt. Im Chaos Computer Club treffen sich die „Nerds aus dem Keller“, wie Sarah sich selbst bezeichnet um miteinander Dinge zu bewegen. „Wir sprechen so viel miteinander. Es ist uns egal, ob jemand programmieren kann oder nicht – neugierig muss man sein.“ Hier laufen politische Themen (Datenvorratsspeicherung und Datenschutz) und technische Themen zusammen. Verbindungen sehen, wo sie nicht zu sehen sind. Das fasziniert Sarah. Und Menschen zu verbinden, voneinander lernen und gemeinsam Neues zu schaffen ist pure Neugier.
Braucht Neugier auch Augenhöhe?
Warum möchte ich von etwas mehr erfahren? Weil ich vermute, hier etwas zu lernen, das ich davor nicht wusste. Wenn ich frage um „meinen Horizont zu erweitern“ und sei es nur ein Rezept oder Tratsch, dann bin ich offen gegenüber dem anderen. Mein Gegenüber hat etwas, was ich nicht habe und da passiert etwas total Spannendes: wir sind auf Augenhöhe! Für einen kurzen Augenblick ist der Status Chef, Hilfsarbeiter, Kind, Eltern, Freund oder Feind gleich. Nie sind wir so offen, wenn wir über unseren Tellerrand wirklich drüber schauen wollen. Ist das nicht toll? Jede Antwort auf eine neugierige Frage ist ein Geschenk.
Neugierde: weil wir es können!
Was ist der Reiz, der Neugierde auslöst? Sarah meint: weil wir es können. Kolumbus konnte mit Schiffen sich übers Meer auf machen und einen neuen Weg suchen. Warum wollte er es: Ruhm, Reichtum, Neugierde und weil es halt geht. Warum wollen wir zum Mars fliegen: weil es geht. „Deshalb habe ich mich selbstständig gemacht: ich wusste, dass es geht.“
Und was wäre, wenn wir nicht mehr neugierig sind?
Dann existieren wir nicht mehr. Dies war bei unserem Mittagessen, bei dem ich Sarah zum Interview eingeladen habe, der Auslöser für meine Einladung. Sarah zitierte damals plötzlich Goethes Faust und ließ mich aufhören:
„… Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau‘ alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu‘ nicht mehr in Worten kramen.“
Wenn wir nicht mehr neugierig sind, dann bleiben wir stehen.
Aber was hat das mit Goethes Faust zu tun: Dr. Faustos ist ein Gelehrter, hat alles studiert, was studiert werden kann, ist Doktor, Magister & Co
„Da steh‘ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!“
Faust will mehr wissen, er will an den Kern des Lebens. So wie wir. Die einen wollen im ganz Großen wissen, aus was die Welt besteht und versuchen der Frage nach dem Kern (Elementarteilchen, Atomkerne, ionisierte Atome oder Moleküle) mit dem Teilchenbeschleuniger in Cern näher zu kommen. Anderen suchen den Kern in der spirituelle Erleuchtung, der Nächste befriedigt seine Neugier indem er seinen Körper zu Höchstleistungen wie einem Marathonlauf vorbereitet usw. Die Energie ist immer dieselbe:
- Ich will wissen, ob es geht
- Ich vertraue, dass ich es schaffen kann
- Ich möchte ein Bedürfnis befriedigen
Aber wehe, wenn wir bequem werden…
Dann sind wir auch nicht mehr neugierig. In Goethes Faust Teil 1 erscheint Faust der Teufel (Mephistopheles). Er schlägt ihm einen Deal vor: ich zeige Dir, was immer du wissen willst und dafür bekomme ich nach deinem Tod deine Seele. Faust geht auf die Wette ein, denn wenn er nicht mehr wissen will, was die Welt zusammenhält, dann ist es für ihn gleich, ob er lebt oder nicht.
Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je belügen,
Daß ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genuß betrügen –
Das sei für mich der letzte Tag!
Und er hat recht. Wenn wir gleichgültig sind, dann verlieren wir auch unsere Neugier. Wenn der Arbeitsdruck zu hoch wird, wir resignieren, gegen Mauern rennen, dann werden wir „stumpf“. Wir verlieren unsere Freude.
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Jung und hungrig
Was ist der Unterschied zwischen einem Start-up und einem etablierten Unternehmen? Unternehmen, die schon länger am Markt sind haben mehr Erfahrung im Markt, haben funktionierende Abläufe und eigene Routinen. Was ihnen oft fehlt ist der Hunger nach Erfolg. Das zeichnet oft Start-ups wiederum aus: der unbedingte Wille es zu schaffen, sich zu zeigen. Hier gibt es kein „haben wir schon immer so gemacht“. Gerade neue Wege sind erfolgversprechend.
Aber wie bleiben wir hungrig, wenn vor uns ein All-you-can-eat-Buffet steht? Es gibt einen Spruch: „wenn die Maus satt ist, ist das Mehl bitter“. Damit will ich nicht anregen zu rationieren, sondern mehr einen vielfältigeren „Speiseplan“ zu finden. Wie soll das gehen? Findet eine Lösung, seid neugierig!
Kann zu viel Neugierde schaden?
Eine Zeit, die sehr geprägt war von Neugier war die Epoche des Neuhumnismus (ab 1750), die geprägt war von unzähligen Wissenschaftlern, Künstlern und Philosophen wie Schiller, Goethe oder Humboldt. Alle waren getrieben von ihrer Neugier. Vor allem Alexander von Humboldt war wohl so gepeinigt von seinem Wissensdrang, dass ihm nahestehende Personen um seine geistigen Gesundheit fürchteten (Quelle: Andrea Wulf „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“).
Wissen hat kein Ende und so ist auch die Neugierde unendlich. Es gibt zu jeder Antwort eine neue Frage: wieso, weshalb, warum? Ich bin Herrn Humboldt sehr dankbar, was er für uns alle geleistet hat, auch in Anbetracht unserer aktuellen klimatischen Situation, aber irgendwann ist auch gut. Zu viel Neugierde verursacht Stress. Vor allem sehen wir schnell den Zauber der erkannten Antworten nicht mehr. Derweil ist doch jede Erkenntnis, die wir haben eine eigene kleine Feier wert. Unsere Neugier kann uns schnell das Jetzt und Hier übersehen lassen.
Neugier braucht auch Pausen
Eine neugierige Phase im Leben und im Job braucht auch immer wieder eine Zeit der Ruhe. Das war Sarahs Antwort auf meine Frage: „Was brauchst du um neugierig zu bleiben?“. Und damit hat sie so recht. Wir brauchen eine Zeit, in der wir verarbeiten können, unser neues Wissen kombinieren und anwenden können. Diese Pause ist das kleine Geschwisterchen der Neugier, denn ohne diese Zeit kann uns all das neue Wissen nichts bringen und damit wird uns die Sinnhaftigkeit verloren gehen.
Warum hinterfragen, wenn ich die Antwort gleich „wegwerfe“ und nicht mit anderen teile. Genau hier wartet nämlich die Neugier der anderen Menschen: was machen diese wohl mit meiner Erkenntnis?
Neugier ist selbstverständlich und gleichzeitig selten
Wenn ich Menschen frage: bist du neugierig? Dann antworten die meisten Menschen mit ja. Wenn ich wiederum frage: bist du heute schon aktiv neugierig gewesen, dann reduzieren sich die Antworten.
Wenn ich frage: woran glaubst du liegt das? Dann höre ich oft, weil alles klar war, weil keine Zeit da war usw. Meist sind die Menschen dann betroffen.
Ich muss dazusagen, dass meine Umfragen sicher nicht repräsentativ sind, sondern eher intuitiv. Meiner Neugier reicht das in diesem Moment. Was ich aber gesehen haben ist, dass Menschen, die mit Menschen arbeiten viel öfters sich als „aktiv“ neugierig bezeichnen als andere.
Lasst uns doch alle wieder neugieriger werden.
Fazit: So weckst du deine Neugier. Ganz sicher!
Unsere Neugier wieder wachkitzeln ist gar nicht schwer.
- Offen sein: tritt offen anderen Menschen und Themen gegenüber.
- Vertiefe dein Wissen: auf Wissen folgen Fragen.
- Frag einfach: Hab keine Angst Fragen zu stellen.
- Auf uns selbst hören und uns reflektieren.
- Keine Angst vorm Scheitern: dumme Fragen gibt es nicht.
- Genau hinschauen: Ist der Baum wirklich nur grün?
- Inspiration holen: Biographien sind Neugier-Doping.
- Neue Wege gehen: Routinen durchbrechen.
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Deshalb bleib bewusst neugierig. Wer weiß, was aus der nächsten Frage entsteht?
Lasst es schillern und
mach dich sichtbar!
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